Mittwoch, 16. Dezember 2009

Ich dachte scharf nach. Nach einer Weile kam es mir wieder in den Sinn. Einer meiner Freunde liess sich vor etwa drei Jahren auch tätowieren, in der Grossstadt, nicht weit von hier. So kam es, dass ich kurze Zeit später, mit einem Plan in der Hand in dieser Stadt in einem Café hockte. Die Karte half mir bei dieser Aufgabe nicht besonders weit. Ich lehnte mich zurück und lauschte ein bisschen im Café herum. Da hörte ich plötzlich eine Frau über einen Tattooladen fluchen. Nach kurzem Zögern stand ich auf und lief auf sie und ihren Gesprächspartner zu. Nach einer kurzen Begrüssung wollte ich wissen, wo man sich in dieser Stadt ein Tattoo stechen lassen könne. Natürlich fing die Frau wieder an zu fluchen, doch dann sagte sie es mir doch noch den Namen dieser Strasse. Sie versicherte mir, dass es nicht weit von hier sei. Ich nahm die Landkarte hervor, machte einen Kreis um die von ihr genannten Strasse und stellte erstaunt fest, dass es wirklich nur ein Katzensprung ist.
Als ich im Laden stand und der Besitzer vor mir auftauchte, erschrak ich zuerst. Er war an den Armen und am Hals tätowiert, hatte braunes kurzes Haar und war ziemlich klein, aber stämmig. Er fragte mich ein bisschen spöttisch, was ich denn hier wolle. Er dachte wahrscheinlich ich wolle mich tätowieren lassen. Ich fragte ihn, ob er in der letzten Woche eine junge Frau mit einem russischen Tattoo versiegelt habe. Er sagte mir, dass hier selten Frauen hereinkämen, immer nur Männer. Wenn eine Frau hier gewesen wäre, würde er das wissen. Aber gerade um die Ecke sei auch ein Tattooladen. Er macht es den Kunden günstiger, dafür aber auch unprofessionell. Zudem wäre der Laden illegal, sagte der Mann. Nun wusste ich was zu tun war. Ich fragte noch einmal, wo dieser illegale Laden vorzufinden sei und dann machte ich mich auf den Weg.
Wäre nicht gerade ein grosser, tätowierter, glatzköpfiger Mann aus einer Seitengasse gekommen, wäre ich an dem Laden vorbeigelaufen. Ich bog in die Gasse ein und sah den Laden. Nichts war beschriftet. Nur in winzigen Buchstaben stand auf dem kleinen Schaufenster >>Tattoo’s<<. Es kam mir vor, als sollte dieser Laden den Leuten nicht gerade in die Augen stechen, obwohl ich bezweifle, dass hier viele vorbeikommen. Ich ging in den Laden hinein und mir fiel sofort ein heisser Luftschwarm entgegen. Das fand ich sehr angenehm, denn draussen war es ziemlich windig und kalt. Der Besitzer, ich vermutete jedenfalls, dass er das wäre, fragte mich, was ich hier wolle. In seiner Stimme lag Angst, doch ich wusste nicht, wieso ich ihm so Angst machte. Ich stellte ihm dieselbe Frage wie dem anderen Typen, ob er eine Frau tätowierte, mit einem russischen Tattoo. Er bestritt er sofort und sagte, er müsse kurz etwas holen, darauf verschwand er in einen Nebenraum. Mir stach sofort ein grosses grünes Buch ins Auge. Ich blätterte ein bisschen darin herum und entdeckte, ziemlich am Anfang, genau dasselbe Tattoo, welches die Frau am Arm hatte. Der Besitzer log mich also an. Ich drehte mich um und wollte wieder gehen, ohne mich zu Verabschieden, und schaute direkt in einen Revolver hinein. Mit bedrohlicher Stimme sagte der Mann mir, ich solle mitkommen. Ich lief voraus, in den Nebenraum. Dort sagte er, ich solle mich auf den Stuhl setzten, was ich auch tat. Da kam plötzlich noch ein anderer Mann in den Raum, ziemlich jung mit schwarzen Haaren und dunklen Augen. Er fesselte mich an den Stuhl, warf mir noch kurz einen bösen blick zu und verschwand dann mit dem Besitzer. Da der Besitzer die Tür nicht ganz schloss, konnte ich hören, wie die zwei Männer miteinander Sprachen. Es war eindeutig russisch. Zum Glück konnte ich ein bisschen russisch und horchte ganz genau den Stimmen.

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